"Katastrophe für Augsburg"
Radikaler Sparkurs von Denim Airways bringt Airport Mühlhausen ins Trudeln

Von Thomas Faulhaber

Wie sieht die Zukunft des Regionalflughafens Mühlhausen aus? Heben bald nur noch Chartermaschinen, Hobbyflieger und Firmenjets ab? Nachdem gestern die Fluggesellschaft Denim Airways ihren fast kompletten Ausstieg aus Augsburg angekündigt hat, wird darüber nun heiß diskutiert. "Für eine einzige Linienverbindung brauchen wir einen 32 Millionen Euro teuren Ausbau wohl nicht", erklärt SPD-Fraktionschef Karl-Heinz Schneider. Aus der Wirtschaft wird dagegen auf einen funktionierenden Airport als Standortfaktor verwiesen.

Denim Airways, die in Nachfolge von Augsburg Airways seit Juni 2003 in Mühlhausen Linienflüge angeboten hat, teilte gestern überraschend mit, dass sie ihr Angebot mangels Nachfrage massiv zurückfährt. Nach Düsseldorf wird nur noch einmal täglich geflogen, nach Berlin überhaupt nicht mehr. Auch Zürich ist gekippt. "Das Aus für Lagerlechfeld hat uns das Genick gebrochen", erklärte Regionalmanager Lutz Derlien am Donnerstag.

Geschäftsführer Matthijs Boertien und Marketing-Chef Raymond Vrijenhoek kamen gestern aus der Zentrale in Eindhoven angeflogen, um OB Paul Wengert sowie Vertretern aus der Wirtschaft im Hotel Drei Mohren die Entscheidung des Aufsichtsrates mitzuteilen.

Aus für Berlin und Zürich

Der Rückzug der Airline ist ein schwerer Schlag für den Standort, das ist die nahezu einhellige Meinung von Politikern und Wirtschaftsvertretern. Dr. Peter Lintner, Chef-Ökonom der IHK, spricht von einer "zutiefst bedauerlichen" Entscheidung. Das Potenzial an Passagieren wäre in der Region da. Vielleicht hätten auch die Flugzeiten und die Preise eine Rolle gespielt. Nun müsse geklärt werden, was der Rückzug für Augsburg strategisch bedeute. Handwerkskammer-Chef Ulrich Wagner spricht von einer "Katastrophe für Augsburg". Man müsse unbedingt am Flughafen festhalten. OB Paul Wengert informierte gestern den Stadtrat über das Aus für Berlin. "Das kann sich auf unser Airport-Sanierungskonzept auswirken." Die Tragweite sei noch nicht abzuschätzen. Grünen-Fraktionschef Dieter Ferdinand fordert nun die "optimale Zuganbindung nach München". Man müsse den Airport-Ausbau genau prüfen. Sauer auf die Airline ist CSU-Fraktionschef Hermann Weber. "Uns wurde anderes versprochen." CSU-Parteichef Bernd Kränzle fordert wie MdL Hintersberger nun einen angepassten Ausbau. SPD-Fraktionschef Schneider betont, es habe nicht an der Stadt gelegen. "Wir haben alles getan." Er glaubt an ein "Eigenverschulden" des Carriers.

Rückblick. 1986 nahm Interot Airways, ein Vorläufer von Augsburg Airways, den Linienflugbetrieb nach Düsseldorf auf. 1989 folgte Hamburg. Später Berlin, Köln, Dresden, Leipzig. Ab 1997 wurde sogar Frankfurt angeflogen. Dann kam die Krise. Maschinen wurden stillgelegt. 2003 zog sich Augsburg Airways völlig vom Flughafen Augsburg zurück.


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13.05.05
Mit freundlicher Genehmigung der
Hompage der Augsburger Allgemeinen
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